Neunstetten - St. Vitus - Rundgang



Rundgang

Zwei Chöre, im Osten und Westen einander gegenüber, wieder ungewöhnlich für eine Dorfkirche, waren die Altarbereiche. Die Kirche hatte also zwei liturgische Schwerpunkte. 

Besonders charakteristisch aber ist die Neigung des östlichen Altarraumes. Christus neigt sterbend sein Haupt im Erlösungstod. 

Dieses Drama der Erlösung wird in der Feier der Eucharistie gegenwärtig, wofür das späte Mittelalter ein besonderes Empfinden hatte. Das letzte Jahrhundert hat über dem Hauptaltar einen neugotischen Aufbau geschaffen, der einer Monstranz gleicht. 

Vom Altarraum aus geht man auf der linken Seite in die gotische Turmkapelle. Sie dient als Taufort mit dem achteckigen Taufstein. Die Zahl 8 ist ein Symbol für das neue Leben: Zur 7-Zahl der Schöpfung tritt die Auferstehung Christi am Sonntag, dem 1. Wochentag. 

Bemerkenswert sind die Konsolen an den Gewölberippen und das Sacrarium, ein steinerner Ausguss. Von hier aus gelangte Wasser mit dem Sakrales gereinigt wurde direkt ins Erdreich.

Zur Gemeinschaft der Beter tritt die Gemeinschaft der Heiligen. Auf deren Gegenwart verweisen die Heiligengestalten auf den Altären und Tafelbildern. Mit ihnen lebten die Menschen in einem vertrauten Verhältnis. Dem Heiligen darf man sagen, was bedrückt und freut. Ihn wird man um Hilfe bitten und um Heilung. Er wird bedacht mit Stiftungen und Schenkungen. An die 12 Apostel wird mit den Apostelkreuzen erinnert, die den Kirchenraum einrahmen. 

Die hl. Patrone, Vitus mit Modestus und Kreszentia zieren den Hochaltar. 

Dem hl. Josef ist der rechte Seitenaltar geweiht. 

Er ist in der frühen Christenheit schon als Schutzherr der Kirche verstanden worden; die Verbindung zur Diözese Eichstätt wird mit den Bistumspatronen Willibald und Walburga aufrechterhalten.

Besondere Verehrung aber wird der Gottesmutter Maria zuteil, der Königin aller Heiligen. Sie ist begleitet von ihren Eltern Joachim und Anna. Sie hält das Erlöserkind in den Armen und hält es der Welt hin. Ihre Würde wird durch die Krone, den weiten Mantel, den Mond zu ihren Füßen und von tragenden Engeln zum Ausdruck gebracht.

Ein gütiges Geschick hat die Kirche von Neunstetten in den Jahrhunderten vor der Zerstörung bewahrt. Das Dorf wurde1634 im 30-jährigen Krieg niedergebrannt und auch die Kirche beschädigt, aber sie hielt stand. Barocke Veränderungen gab es in der Zeit des Wiederaufbaus; das letzte Jahrhundert fügte seinen neugotischen Geschmack hinzu, aber im Wesentlichen blieb die Kirche des Mittelalters erhalten. 

In unseren Tagen hat die Kirche eine Sicherung und Erneuerung erfahren.

Die Kirche ist der Ort der Versammlung und Sammlung auf den Herrn hin. Wenn die Glocken zum Gottesdienst rufen strebten die vielen Generationen die uns vorausgingen, der Mitte des Dorfes zu. Sie verließen ihre Häuser und Arbeitsstätten und ließen alles liegen und stehen um sich dem Ewigen zuzuwenden. 

Bürger zweier Welten sind wir.